Forschende suchen gezielt und absichtlich nach neuem Wissen und Antworten auf wichtige Fragen in ihrem Forschungsgebiet. Dabei gehen diese als Wissenschaftler*innen geordnet, präzise, (meist) unabhängig und überprüfbar vor. Sie halten dabei ihre Schritte und (Zwischen-)Ergebnisse nach verbindlichen Regeln fest und bewerten und beschreiben diese mit Hilfe von Theorien und Begriffen. Forschende präsentieren ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit.
Besonders wichtig für Menschen mit Behinderung können Forschungen aus den Feldern der Disability Studies, Sonder- oder Sozialpädagogik, Rehabilitationswissenschaften, Soziologie, Gesundheitswissenschaften, Pflegewissenschaften, der Medizin und der Teilhabeforschung sein. Forschungsprozesse in diesen Bereichen können direkte und indirekte Auswirkungen auf das Leben von Menschen mit Behinderung und ihren Alltag haben.
Aktionsforschung: stammt aus dem englischsprachigen Raum (action research) und ist eine besonders praxisnahe und partizipative Forschungsart, wenn es z. B. um die Erforschung sozialer Situationen von Minderheiten geht. Ziel ist es praktisches konkretes Handeln und gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. Aktionsforschung versteht sich oftmals auch als politisch und ethisch motivierte Forschung.
Disability Studies: Bei den Disability Studies (sinngemäß Studien zu oder über Behinderung) handelt es sich um eine interdisziplinäre Wissenschaft, die Behinderung sozial, historisch und kulturell betrachtet und verstehen will. Disability Studies sind aus der politischen Behindertenbewegung heraus entstanden. Ein Ziel ist es, gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen. Die Forschenden haben meist selbst eine Behinderung.
Expert*innen in eigener Sache: Menschen mit Behinderungen können Expert*innen in eigener Sache sein, weil sie auf Grund ihrer eigenen Behinderung wissen, wie ein Leben mit Behinderung ist. Sie kennen aber nicht nur ihre eigene persönliche Situation, sondern auch oftmals die Bedürfnisse anderer Menschen mit Behinderungen. Expert*innen in eigener Sache sprechen nicht über Menschen mit Behinderungen, sondern für sie.
Interdisziplinär: Verschiedene Wissenschaften arbeiten an einem Thema zusammen. Die Erforschung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderung erfordert ein umfangreiches Wissen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass verschiedene Wissenschaftler*innen zusammen arbeiten. Das können z. B. Sozialwissenschaftler*innen und Mediziner*innen sein.
Partizipation/partizipativ: Mitwirkung, Mitsprache, Mit-Entscheiden können, Beteiligung; wird auch mit Teilhabe übersetzt.
Partizipative Forschung: Ist ein Forschungsstil, also eine Art, wie geforscht werden kann, und eine Grundhaltung der Forschenden. Bei dieser Art von Forschung stehen die echte und wirksame Beteiligung der betroffenen Gruppe am Forschungsprozess sowie eine partnerschaftliche Zusammenarbeit als Co-Forschende im Vordergrund. Menschen mit Behinderung sollen hierbei nicht mehr nur Objekt der Forschung sein, sondern aktiver Teil der Forschenden selbst sein. Näheres dazu: Handreichung Partizipative Forschung
Teilhabe: Teilhabe bedeutet übersetzt: Einbezogen sein, dabei sein. Menschen können an etwas teil-haben. Bezogen auf die Gesellschaft, in der wir leben, sollen alle Menschen die gleichen Möglichkeiten der Teilhabe haben. Das bedeutet, dass auch Menschen mit Behinderungen gleichberechtig an allen Bereichen der Gesellschaft teilhaben müssen. Dazu gehört, dass dafür auch besondere Leistungen bereitgestellt werden, wenn diese erforderlich sind, um gleichberechtigt teilhaben zu können.
Teilhabeforschung: untersucht u. a. die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft, am öffentlichen Leben, im Alltag usw. Sie fragt, was bedeutet Teilhabe, wie kann Teilhabe funktionieren, wo kann sie verbessert werden, was gibt es für Barrieren, also Hindernisse und Grenzen, die Teilhabe erschweren oder verhindern und wie überwinden wir diese.